
Negative Strompreise: Wie der Mittelstand von Marktvolatilität profitiert

Geschrieben von:
trawa
Negative Strompreise im Überblick:
Deutschland verzeichnete 2025 bereits knapp 400 Stunden mit negativen Strompreisen – Tendenz steigend. In diesen Phasen erhalten Unternehmen Geld für ihren Stromverbrauch, statt dafür zu zahlen.
Negative Preise entstehen durch Überangebot erneuerbarer Energien, träge konventionelle Kraftwerke und begrenzte Speicherkapazitäten im deutschen Stromnetz.
Besonders profitieren energieintensive Industrien und Unternehmen mit flexiblen Verbrauchern durch teildynamische Tarife, Batteriespeicher und angepasste Produktionsplanung.
Die technische Umsetzung erfordert Smart Meter, steuerbare Anlagen und eine professionelle Energiemanagementsoftware – bereits einfache Maßnahmen ermöglichen erste Erfolge ohne massive Investitionen.
Was sind negative Strompreise?
Negative Strompreise entstehen, wenn mehr Strom produziert wird, als verbraucht werden kann. In diesen Momenten zahlen Stromproduzenten tatsächlich dafür, dass ihr Strom abgenommen wird. Für Unternehmen bedeutet das: Sie erhalten Geld dafür, Strom zu verbrauchen.
Allein im ersten Halbjahr 2025 gab es bereits knapp 400 Stunden mit negativen Strompreisen in Deutschland. Was früher eine seltene Ausnahme war, wird durch den massiven Ausbau erneuerbarer Energien zur regelmäßigen Markterscheinung.
Wie entstehen negative Strompreise?
Negative Strompreise sind das Ergebnis von Angebot und Nachfrage am Strommarkt. Sie entstehen hauptsächlich durch drei entscheidende Faktoren:
Hohe Produktion erneuerbarer Energien
Wind- und Solaranlagen produzieren Strom unabhängig vom aktuellen Bedarf. An sonnigen oder windigen Tagen kann das Angebot die Nachfrage deutlich übersteigen. Besonders an Wochenenden und Feiertagen, wenn die industrielle Nachfrage sinkt, führt das zu Überschussstrom.
Unflexible konventionelle Kraftwerke
Kohlekraftwerke und Kernkraftwerke lassen sich nicht beliebig schnell herunterfahren, um auf das schwankende Angebot zu reagieren. Die Kraftwerke werden in der Regel mit konstanter Leistung betrieben, da das Hoch- und Runterfahren kostspielig und technisch aufwendig ist – daher laufen sie auch bei Überangebot weiter. Zusätzlich müssen bestimmte Kraftwerke aus Gründen der Netzstabilität weiterlaufen – diese sogenannten Must-Run-Kapazitäten verschärfen das Problem der Überversorgung zusätzlich.
Begrenzte Speicher- und Exportkapazitäten
Deutschland verfügt noch nicht über ausreichende Speicherkapazitäten, um überschüssigen Strom zu puffern. Auch die Exportleitungen ins Ausland sind begrenzt. Wenn Nachbarländer gleichzeitig Überschüsse haben, fallen diese Exportmöglichkeiten weg.
Das Resultat: Der Strompreis an der Börse wird negativ, um Anreize für den Verbrauch zu schaffen.
Welche Unternehmen können profitieren?
Nicht jedes Unternehmen kann gleich gut von negativen Strompreisen profitieren. Besonders geeignet sind:
Energieintensive Industrien
Chemische Industrie mit kontinuierlichen Produktionsprozessen
Metallverarbeitung mit energieintensiven Schmelz- und Walzprozessen
Papier- und Zellstoffindustrie mit konstanten Maschinenläufen
Rechenzentren mit flexiblen Rechenlasten
Unternehmen mit flexiblen Verbrauchern
Kühlhäuser und Logistikunternehmen mit Kühlanlagen, die zeitweise höher getaktet werden können
Produktionsbetriebe mit verschiebbaren Fertigungsschritten
Unternehmen mit Elektroladesäulen für Fuhrparks
Betriebe mit Batteriespeichern oder Blockheizkraftwerken
Besondere Anforderungen erfüllen
Mindestverbrauch von 100 MWh pro Jahr
Bereitschaft zur Lastverschiebung
Investition in intelligente Steuerungstechnik
Wie können Unternehmen mit negativen Strompreisen Geld sparen?
Unternehmen können negative Strompreise nutzen, indem sie ihren Energieverbrauch flexibilisieren. Sie verschieben energieintensive Prozesse gezielt in Phasen mit günstigen oder negativen Preisen - oder laden Energiespeicher in Tiefpreisphasen und geben dann während Hochpreisphasen die Energie vor Ort frei.
Teildynamische Stromtarife nutzen
Herkömmliche Fixpreistarife bieten keine Möglichkeit, von Preisschwankungen zu profitieren. Teildynamische Tarife orientieren sich an den Marktpreisen und ermöglichen es Unternehmen, automatisch von günstigen oder sogar negativen Strompreisen zu profitieren.
Energiespeicher strategisch einsetzen
Batteriespeicher ermöglichen es, günstigen Strom zu bevorraten und später zu nutzen. Bei negativen Preisen laden Unternehmen den Speicher – und erhalten sogar Geld dafür. Später nutzen sie den gespeicherten Strom bei hohen Preisen. Diese Arbitrage-Strategie kombiniert Kosteneinsparungen mit 100% Grünstrom.
Energieintensive Prozesse zeitlich steuern
Unternehmen verschieben stromintensive Arbeitsschritte gezielt in Tiefpreisphasen. Dazu gehören das Vorheizen von Industrieöfen, das Aulfaden von Elektrofahrzeugen oder das Befüllen von Drucklufttanks während negativer Preise.
Welche Technik benötigen Unternehmen?
Für die Umsetzung benötigen Unternehmen eine moderne technische Infrastruktur:
Smart Meter und Messsysteme
Intelligente Stromzähler messen den Verbrauch viertelstundengenau und übertragen die Daten in Echtzeit. Diese präzise Erfassung ermöglicht dynamische Tarife und rechnet zeitvariable Strompreise ab.
Steuerbare Energieverbraucher
Anlagen müssen automatisch oder ferngesteuert regelbar sein. Dazu gehören Batteriespeicher, Wärmepumpen, Industrieöfen, Kompressoren oder Elektroladesäulen. Je mehr regelbare Verbraucher vorhanden sind, desto größer wird das Flexibilisierungspotenzial.
Kommunikationsinfrastruktur
Eine stabile Internetverbindung überträgt Preissignale und Steuerbefehle zwischen Markt und Anlage.
Energiemanagementsoftware
Spezialisierte Software analysiert Strompreise in Echtzeit und steuert die verfügbaren flexiblen Verbraucher. KI-Algorithmen kombinieren dabei verschiedene Datenquellen wie Wetterprognosen, historische Verbrauchsmuster und Markttrends für bestmögliche Vorhersagen. Cloud-basierte Lösungen reduzieren den Implementierungsaufwand erheblich.
Herausforderungen und Lösungsansätze
Netzstabilität gewährleisten
Reagieren viele Verbraucher gleichzeitig auf Preissignale, kann das Netz überlastet werden. Intelligente Koordinationssysteme lösen dieses Problem, indem sie Verbraucher gezielt steuern und dabei Netzrestriktionen und lokale Gegebenheiten berücksichtigen.
Investitionskosten minimieren
Komplett ohne Investitionskosten profitieren Kunden von negativen Preisen, wenn zumindest ein Teil Ihrer Energieversorgung über den Spotmarkt erfolgt. Einsparpotenzial lässt sich zudem im Rahmen von Lastganganalysen identifizieren und durch Leistungsspitzen-Reduzierung erreichen. Investitionen in skalierbare Lösungen, wie Batteriespeicher, amortisieren sich oftmals innerhalb weniger Jahre - je nach Umfang der Optimierungsansätze (Lastenverschiebung, Spitzenkappung, Handel am Kapazitätsmarkt) und sind dadurch auch für den Mittelstand interessant.
Der Schlüssel liegt darin, pragmatisch zu beginnen: Einfache Maßnahmen wie die zeitliche Verschiebung energieintensiver Prozesse erfordern keine massiven Investitionen und schaffen erste Erfolge. Darauf aufbauend lassen sich weitere Optimierungen schrittweise umsetzen.
Ausblick: Die Zukunft negativer Strompreise
Der weitere Ausbau erneuerbarer Energien wird negative Strompreise häufiger auftreten lassen. Bis 2030 erwarten Experten eine Verdopplung der Stunden mit negativen Preisen. Gleichzeitig verbessern sich die technischen Möglichkeiten:
Intelligentere Algorithmen für bessere Prognosen
Günstigere Speichertechnologien
Bessere Integration in Produktionsprozesse
Neue Geschäftsmodelle rund um Flexibilität
Unternehmen, die jetzt investieren, sichern sich einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil.
Fazit: Von Marktvolatilität profitieren
Negative Strompreise sind mehr als nur ein Marktphänomen – sie bieten eine strategische Chance. Mit der richtigen Technologie und dem passenden Partner können mittelständische Betriebe von diesen außergewöhnlichen Marktbedingungen profitieren.
Bei trawa machen wir professionelles Energiemanagement für alle zugänglich. Energie günstig einkaufen, preisbasiert steuern und dabei CO2 sparen – das ist heute möglich, auch für den Mittelstand.
Negative Strompreise zeigen: Die Energiewende schreitet voran. Unternehmen, die jetzt handeln, positionieren sich optimal für eine Zukunft mit volatilen Energiepreisen und wachsenden Nachhaltigkeitsanforderungen.
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