Strompreise

Industriestrompreis transparent: Wo mittelständische Unternehmen Geld sparen können

Erfahren Sie, wie sich der Industriestrompreis zusammensetzt und wo Unternehmen Geld sparen können

Strompreise

Industriestrompreis transparent: Wo mittelständische Unternehmen Geld sparen können

Erfahren Sie, wie sich der Industriestrompreis zusammensetzt und wo Unternehmen Geld sparen können

Autor

trawa

Knapp 40ct/kWh – so hoch wäre der Energiepreis des mittelständischen Textilherstellers in den Jahren 2023-25 gewesen, wenn das Familienunternehmen seine Energiebeschaffung nicht umgestellt hätte. Groß waren die Zweifel, ob ein Wechsel des Energielieferanten und ein neues Beschaffungsmodell (SPOT! Tranchen?!) nicht zu riskant wären. Warum unbedingt Neues probieren, wenn sich das alte Festpreismodell doch bewährt hat? 

Heute, Mitte 2025 sind sich alle bei dem Unternehmen einig – der Aufwand hat sich gelohnt. Mehr noch: Die Beschäftigung mit dem Thema Energie hat weiteres Einsparpotenzial hervorgebracht. Besonders bei Netzentgelten und staatlichen Abgaben blieb viel Geld ungenutzt liegen – aus Unwissenheit oder der Annahme, dass das „alles viel zu kompliziert und aufwändig" sei.

Manch ein Einkäufer oder Geschäftsführer wird sich in der Beschreibung oben wiederfinden – damit Sie unnötige Kosten vermeiden, erklären wir Ihnen, wie sich Ihr Energiepreis, der sogenannte Industriestrompreis, zusammensetzt und wo konkrete Einsparungen möglich sind.

 

Was ist Industriestrom und wie setzt er sich zusammen?

Sie beziehen Industriestrom, wenn Ihr jährlicher Stromverbrauch mehr als 100.000 kWh beträgt. Anders als Privatkunden erhalten Sie einen individuell auf Ihr Unternehmen zugeschnittenen Versorgungsvertrag. Die Kosten variieren je nach Unternehmensgröße, Stromverbrauch und Standort. 

Ihr Energiepreis besteht aus drei Hauptkomponenten: 

  1. Strombeschaffungs- und Vertriebskosten – Hier können Sie am meisten sparen. Diese decken die Kosten für die Beschaffung der Strommengen an der Energiebörse EEX sowie die Vertriebsmargen des Energielieferanten. 

  2. Netzentgelte – Regional stark unterschiedlich, aber durchaus beeinflussbar. Sie dienen der Deckung der Betriebskosten sowie des Netzausbaus für die Integration von Wind- und Solarenergie.

  3. Staatliche Abgaben, Umlagen und Steuern – Teilweise reduzierbar durch Befreiungen und Sonderregelungen für energieintensive Unternehmen.

Ein Bild, das Text, Screenshot, Schrift, Kreis enthält.

KI-generierte Inhalte können fehlerhaft sein.
Quelle: Strom-Report, BDEW, BNetzA

Wie haben sich die Kosten entwickelt?

Die Energiekrise brachte dramatische Veränderungen: 2022 erreichte der Industriestrompreis seinen Höchststand von 43,20 ct/kWh. 2024 sank er auf 16,99 ct/kWh – ein Rückgang um 7,47 ct/kWh gegenüber 2023.

Der entscheidende Wandel: Früher trieben staatliche Abgaben die Kosten (2020: 9,08 ct/kWh), heute sind es Strombeschaffung und Netzentgelte, die während der Energiekrise explodierten. Die Abgabenlast sank durch Abschaffung der EEG-Umlage und Verringerung der Stromsteuer auf nur noch 1,48 ct/kWh – um die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft zu stärken.

Für viele Mittelständler blieben die Gesamtkosten ähnlich, aber die Zusammensetzung verschob sich komplett: weg von staatlichen Abgaben, hin zu höheren Beschaffungskosten und Netzentgelten.

Ein Bild, das Text, Screenshot, Software, Zahl enthält.

KI-generierte Inhalte können fehlerhaft sein.
Quelle: BDEW
Ein Bild, das Text, Screenshot, Diagramm, Software enthält.

KI-generierte Inhalte können fehlerhaft sein.
Quelle: BDEW


Wo Sie konkret Geld sparen können

1. Strombeschaffung – Ihr größter Hebel

Ab 100.000 kWh Jahresverbrauch können Sie durch individuelle Beschaffungsstrategien bereits große Einsparungen realisieren. Statt klassischer Festpreisbeschaffung sind oft andere Ansätze deutlich vorteilhafter:

  • Spotmarktbeschaffung für flexible Unternehmen – Sie kaufen Strom zu tagesaktuellen Börsenpreisen

  • Strukturierte Beschaffung für optimale Risikominimierung – Stufenweiser Einkauf über mehrere Zeitpunkte

  • Teildynamische Tarife für die optimale Balance aus Planbarkeit und Flexibilität

  • Power Purchase Agreements (PPAs) – Direktverträge mit Wind- und Solarparks für langfristige Preissicherheit

Wichtige Faktoren für Ihre Entscheidung:

  • Ihre Unternehmensgröße und der konkrete Energiebedarf

  • Risikobereitschaft und Flexibilitätsanforderungen Ihrer Produktion

  • Nachhaltigkeitsziele und Compliance-Anforderungen

  • Vorhandene Marktkenntnisse und interne Kapazitäten

Achtung bei Angeboten: Bei vielen Energieangeboten wird nicht transparent aufgeschlüsselt, wie sich die Beschaffungskosten zusammensetzen. Oft sind hier nicht nur die Kosten für die Beschaffung der Strommengen an der Energiebörse EEX enthalten, sondern auch hohe Vertriebsmargen versteckt. Vergleichen und gezieltes Nachfragen lohnt sich in jedem Fall.

2. Netzentgelte – Regional unterschiedlich, aber beeinflussbar

Anders als bei Steuern oder dem Energiepreis an der EEX gibt es keine einheitlichen deutschlandweiten Netzentgelte. Die regionalen Unterschiede sind teilweise erheblich – sie können mehrere Cent pro kWh betragen und damit einen wesentlichen Kostenfaktor darstellen.

Wozu dienen Netzentgelte? Sie decken in erster Linie die Betriebskosten der Netzbetreiber sowie die Kosten des und Erhalts und weiteren Ausbaus der Netzinfrastruktur, um die weitere Integration von Wind- und Solarenergie zu ermöglichen. Je mehr erneuerbare Energien ins Netz integriert werden müssen, desto höher werden in der Regel die Netzentgelte.

Wer bestimmt die Netzentgelte? Die Höhe der Netzentgelte wird von den Netzbetreibern vorgeschlagen und von der Bundesnetzagentur (BNetzA), einer staatlichen Instanz, geprüft und genehmigt. Die BNetzA sicher, dass die Netzentgelte kostenbasiert und nicht überhöht sind – im Einklang mit dem Energiewirtschaftsgesetz (EnWG) und der Anreizregulierungsverordnung (ARegV). Für die Höchstspannungsnetze kalkulieren die Übertragungsnetzbetreiber (ÜNB) TenneT, Amprion, 50Hertz oder TransnetBW die Netzentgelte, für den Mittel- und Niederspannungsbereich die jeweiligen regionalen Verteilnetzbetreiber (VNB). 

Ihr Spielraum: Anders als beim Stromlieferanten haben Sie keine freie Wahl des Netzbetreibers – hier bestehen sogenannte „natürliche" Monopole. Sie sind gezwungen, die Infrastruktur der örtlichen Netzbetreiber zu den festgelegten Preisen zu nutzen.

Allerdings gibt es für energieintensive Industrieunternehmen Rabatte und Sonderregelungen, um deren Wettbewerbsfähigkeit zu stärken. Diese sind oftmals abhängig vom Verbrauch bzw. dem Nutzungsverhalten des Kunden. Entscheidend: Die Befreiung von bestimmten Abgaben erfolgt hierbei nicht automatisch, sondern muss jeweils beantragt werden.

3. Staatliche Abgaben – Befreiungen nutzen

Auf den Stromverbrauch erhebt der Staat Steuern, Abgaben und Umlagen, die verschiedenen Zwecken dienen. Von einigen dieser Abgaben können sich Industriestromnutzer unter bestimmten Voraussetzungen befreien lassen:

Stromsteuer 

Die Stromsteuer ist eine Bundessteuer. Ihrem Ursprung nach ist sie Teil der Ökosteuer und wird auf den Verbrauch elektrischer Energie berechnet. 1999 wurde sie erstmals im Zuge der ökologischen Steuerreform eingeführt. Sie dient der Finanzierung des Bundeshaushalts und als steuerpolitisches Lenkungsinstrument für einen reduzierten Energieverbrauch. Allerdings zahlen nicht alle Unternehmen denselben Steuersatz. Produzierende Unternehmen mit hohem Stromverbrauch sowie öffentliche Verkehrsunternehmen zahlen weniger. Für sie gibt es Entlastungen in Form von Teilrückerstattungen (Spitzenausgleich-Regelung) oder ermäßigte Steuersätze, z.B. für den Bahnverkehr. Ebenso können Erneuerbare-Energien-Anlagen oder KWK-Anlagen von der Stromsteuer befreit sein. 

Konzessionsabgabe 

Die Konzessionsabgabe zahlen Energieversorger an Kommunen, um öffentliche Straßen, Gehwege und Flächen für Stromleitungen zu nutzen. Diese geben Energieversorger über die Stromrechnung an die Endverbraucher weiter. Die Höhe der Konzessionsabgabe legt die Konzessionsabgabenverordnung (KAV) fest. Sie unterscheidet sich je nach Größe von Städten und Gemeinden sowie den jeweiligen Netzspannungsebenen. Sondervertragskunden, etwa Großverbraucher in Industrie und Gewerbe, Großverbraucher zahlen reduzierte Sätze oder sind von der Konzessionsabgabe befreit.   

KWK-Umlage

Unter bestimmten Voraussetzungen ist Strom, der in einer KWK-Anlage erzeugt und am selben Ort verbraucht wird (Eigenverbrauch), von der Umlage ganz oder teilweise befreit.

Offshore-Umlage

Die Offshore-Umlage basiert auf dem Energiewirtschaftsgesetz (EnWG, §17f) und dient der Finanzierung der Netzanschlusskosten von Offshore-Windparks. Über die Offshore-Umlage sollen Netzprobleme abgesichert werden, z.B. wenn sich der Anschluss der Windparks ans Netz verzögert. Die Höhe der Umlage berechnen die Übertragungsnetzbetreiber (ÜNB) jährlich neu. Sie variiert je nach Höhe des Stromverbrauchs der Letztverbraucherinnen und -verbraucher. Besonders energieintensive Unternehmen können unter gewissen Bedingungen Reduzierungen erhalten.   

§ 19 StromNEV-Umlage

Die StromNEV ist die Strom-Netzentgeltverordnung. Die § 19 StromNEV-Umlage deckt die Kosten der Netzbetreiber, wenn sie Rabatte für Netzentgelte für stromintensive Unternehmen gewähren. So zahlen Unternehmen der Chemie, Metallverarbeitung oder Papierindustrie aufgrund der individuell reduzierten Netzentgelte insgesamt deutlich weniger Stromkosten, da sie viel Strom abnehmen und das Netz stabilisieren können. Stromverbraucher gleichen über die § 19 StromNEV-Umlage die Ermäßigungen bei den Netzentgelten aus. 

Kurzum, auch, wenn sich nicht alle Abgaben vermeiden lassen, gibt es für Industriestromkunden dennoch eine Vielzahl an Möglichkeiten die Abgabenlast zumindest zu reduzieren

Fazit: Mehr Kontrolle über Ihre Energiekosten 

Sie haben mehr Einfluss auf Ihre Energiekosten, als Sie vielleicht denken. Strombeschaffung ist längst kein Randthema mehr – sondern ein echter Wettbewerbsvorteil. Die Zeiten, in denen Energiebeschaffung ein nebensächliches Thema war, sind vorbei. Heute ist ein professioneller Stromeinkauf ein entscheidender Wettbewerbsfaktor.

Die wichtigsten Erkenntnisse:
  • Strombeschaffung bietet das größte Einsparpotenzial – oft bis zu 10% im Vergleich zu traditionellen Festpreisangeboten 

  • Befreiungen nutzen – systematische Prüfung lohnt sich 

  • Regionale Unterschiede bei Netzentgelten – Standortfaktoren richtig bewerten

  • Nachhaltigkeit wird zum Kostenvorteil – Grünstrom ist nicht automatisch teurer

Um den für Ihr Unternehmen passenden Industriestrom-Tarif zu finden und von Vergünstigungen zu profitieren, nehmen Sie Kontakt zu unserem Service-Team auf. Wir beraten Sie gern!

trawa optimiert Ihre Strombeschaffung und hilft beim Finden des für Ihr Unternehmen passenden Industriestrom-Vertrags auf Grundlage Ihrer individuellen Versorgungsstrategie. Durch unser maßgeschneidertes Stromportfolio, unseren KI-optimierten Tarif und unsere Energiemanagement-Lösung unterstützen wir Ihre Nachhaltigkeitsziele. Wir vermitteln zudem Direktverträge mit Solar- und Windparks, unterstützen Sie bei der unabhängigen Stromerzeugung und -nutzung und sind Ihr zuverlässiger Partner an Ihrer Seite, wenn es um eine nachhaltige grüne Energieversorgung für Ihr Unternehmen geht. 

Vierteljährlichen Newsletter abonnieren

Aktuelle Einblicke in Energiemärkte, grüne Energie und Mittelstandsmanagement.

Vierteljährlichen Newsletter abonnieren

Aktuelle Einblicke in Energiemärkte, grüne Energie und Mittelstandsmanagement.

Mit der optimierten Stromversorgung von trawa Strom einkaufen, wie es die Großkonzerne tun